Der neue Platzhirsch am «Chuenisbärgli»

publiziert: Sonntag, 8. Jan 2012 / 21:02 Uhr
Adelboden Sieger Marcel Hirscher.
Adelboden Sieger Marcel Hirscher.

Als erster Fahrer gewann Österreichs neuer Skistar Marcel Hirscher in Adelboden am Tag nach dem Riesenslalom auch den Slalom. Junioren-Weltmeister Reto Schmidiger überzeugte - und bewahrte das Schweizer Team vor einem Nuller.

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Slalom in Adelboden ist, wenn 11'500 statt 29'000 Zuschauer wie tags zuvor beim Riesenslalom die Rennpiste und den Zielraum säumen. Slalom in Adelboden ist, wenn FC-Thun-Stürmer Milaim Rama im VIP-Sektor steht, wo tags zuvor mit alt Bundesrat Adolf Ogi ein richtiger Promi stand. Und Slalom in Adelboden ist, wenn die Schweizer Fans auf Wundersames hoffen müssen, wie es erst einmal, beim Sieg von Marc Berthod vor fünf Jahren, eintrat.

Im Sommer herrschte noch grosse Zuversicht, dass es im Winter auch in der traditionellen Schweizer Kummerdisziplin regelmässig Erfolgsmeldungen geben würde. Die Schweizer verfügten endlich wieder über ein hoffnungsvolles Team mit einer gesunden Gruppendynamik. Davon ist wenig übrig geblieben. Justin Murisier weilt nach seinem Kreuzbandriss für einen dreimonatigen Sprachaufenthalt in Australien. Auch Leader Marc Gini verpasst wegen Knieverletzungen die ganze Saison. Silvan Zurbriggen, vor zwei Jahren noch der drittbeste Slalom-Fahrer der Welt, steckt in einem Tief und konzentriert sich derzeit auf die Speed-Disziplinen.

Der jüngste Schweizer der beste

Doch damit nicht genug. Marc Berthod scheidet meistens aus oder verliert wie gestern so viel Zeit, dass der zweite Lauf ohne ihn stattfindet. Markus Vogel kommt nicht an die Konstanz und die Resultate der zweiten Hälfte des vergangenen Winters heran. Er qualifizierte sich in Adelboden als 25. für den zweiten Durchgang, fädelte dann aber im Zielhang ein. Freuen konnte sich deshalb wie schon drei Tage zuvor in Zagreb nur der Jüngste. Reto Schmidiger, der dreifache Junioren-Weltmeister, verbesserte sich im zweiten Lauf vom 15. auf den 13. Platz. Erst einmal war der 19-jährige Hergiswiler in einem Weltcup-Slalom besser: als Achter beim Weltcup-Finale auf der Lenzerheide, in einem anderen Heimrennen also.

Dabei war Schmidigers zweite Fahrt alles andere als fehlerfrei. Im Zielhang berührte er mit der Hüfte den Schnee. Doch Schmidiger konnte sich retten. Schon vor dem flachsten Teil hatte er einen Fehler gemacht. «Es wäre heute sicher mehr dringelegen», bilanzierte Schmidiger. Doch er ist kein Mann der spektakulären Exploits, sondern nähert sich Schritt für Schritt den Weltbesten an. «Ich bin doch immer noch ein Anfänger hier», sagte er mit einer Überportion Understatement. Schmidiger kurvt einfach unbeschwert durch den Stangenwald, scheidet selten aus, fährt realistisch statt mit der Brechstange. An ihm könnten die Skifans in Zukunft noch mehr Freude haben.

Erinnerungen an Stenmark - und Kostelic

Zu den Vorgängern von Reto Schmidiger als Junioren-Weltmeister im Slalom gehört Marcel Hirscher. Nun, mit erst 22 Jahren, mausert sich der Salzburger immer mehr zum neuen Superartist im weissen Zirkus. Hirscher gelang es als erstem Fahrer, am knorrigen «Chuenisbärgli» im gleichen Jahr den Riesenslalom und den Slalom zu gewinnen. Auch gestern herrschten schwierigste Bedingungen: Wind, Schneefall, diffuse Sicht, wechselnden Pistenverhältnisse. «Im zweiten Durchgang war es fast unfahrbar, als ich an die Reihe kam», sagte Hirscher.

Mit drei Siegen in den ersten drei Rennen eines Kalenderjahres egalisierte Hirscher den Hattrick von Ingemar Stenmark aus dem Winter 1977/1978. Fünf seiner nunmehr acht Weltcupsiege hat Hirscher in den letzten anderthalb Monaten errungen. Der Erfolgslauf weckt auch Erinnerungen an Ivica Kostelic, der vor einem Jahr eine einmalige Januar-Serie mit sieben Siegen und 999 Punkten hinlegte. Gestern wurde der Vorjahressieger 0,27 Sekunden hinter Hirscher Zweiter. Der drittklassierte Stefano Gross war der Neuling auf dem Weltcup-Podest. Der 25-jährige Italiener sprang für Cristian Deville in die Bresche, der nach dem ersten Lauf ex-aequo mit Hirscher geführt hatte und dann einfädelte.

230 Punkte vor Kostelic

Hirscher dagegen hielt dem Druck einmal mehr stand. «Für mich ist es gut, wenn die Leute vor mir etwas vorlegen. Dann gibt es nur eine Taktik: alles oder nichts», sagte Hirscher. Er hatte mitbekommen, wie stark Kostelic gefahren war, obwohl ihn die Leistungen der direkten Gegner kurz vor dem eigenen Einsatz eigentlich gar nicht interessieren. «Aber so schlecht kann keiner hören, dass er nicht weiss, was los ist», sagte Hirscher. Er liegt im Gesamtweltcup nun schon 230 Punkte vor Kostelic. Der Kroate kann die Führung an den nächsten beiden Wochenenden wieder an sich reissen. Er wird in Wengen und Kitzbühel alle Rennen bestreiten und ist der Topfavorit in den jeweiligen (Super-)Kombinationen.

Hirscher konzentriert sich derweil auf die Slaloms. Und doch muss man dem Sohn eines Skilehrers mit eigener Skischule und einer Holländerin zutrauen, dass er die grosse Kristallkugel schon gewinnt, bevor er die Weiterentwicklung vom Slalom- und Riesenslalom-Spezialisten zum Allrounder vorantreibt. Papa Ferdinand würde dann wohl noch ausgelassener jubeln als nach dem Adelboden-Double. Der Mann mit dem markanten Schnauzer ist als Förderer von Kindesbeinen an die wichtigste Bezugsperson und permanent an der Seite seines Filius. Eines Filius, der sich gerade daran gewöhnen darf, ein Skistar zu sein.

(fest/Si)

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