Der älteste alpin-Weltmeister

«Oldie» Reichelt und «Birds of Prey» - das passt

publiziert: Freitag, 6. Feb 2015 / 08:39 Uhr / aktualisiert: Freitag, 6. Feb 2015 / 09:34 Uhr
Stolzer Goldjunge: Hannes Reichelt.
Stolzer Goldjunge: Hannes Reichelt.

Hannes Reichelt hat sich auf seinem bevorzugten Terrain «Birds of Prey» zum ältesten alpinen Weltmeister gemacht. Der Salzburger krönt mit dem Titelgewinn im Super-G eine Karriere, die vor einem guten Jahr an einem seidenen Faden gehangen hat.

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34 Jahre und 216 Tage alt war Reichelt gestern in Beaver Creek und hatte damit 33 Tage mehr auf dem Buckel als Didier Cuche, der die Liste der «WM-Oldies» seit seinem Sieg 2009 im Super-G in Val d'Isère angeführt hatte. Um einiges wichtiger als die Bestätigung, auch im höheren Alter noch mit den jüngeren Herausforderern mithalten zu können, war dem Radstädter indessen, endlich wieder auch bei einem Grossanlass das höchste Leistungslevel erreicht zu haben.

Geliebte «Birds of Prey»

Dass ihm dies in Beaver Creek gelungen ist, erstaunt nicht. Die «Birds of Prey» ist seit Jahren eines der bevorzugten Strecken. Hier war der Inhaber des Pilotenscheins für Privatflugzeuge und mit dem Ziel Linienpilot schon oft der Überflieger, hier hatte der Hobby-Musiker, als Hornist Mitglied der Stadtkapelle in Radstadt, seinen Konkurrenten bereits mehrmals den Marsch geblasen. Im Weltcup gewann er den Super-G auf der Raubvogel-Piste schon dreimal, zuletzt bei der WM-Hauptprobe im vergangenen Dezember.

Die Erleichterung beim Österreicher war entsprechend - und dies in mehrfacher Hinsicht. «Ich hatte mir sehr viel Druck auferlegt. Es war nicht einfach, meine Favoritenrolle zu bestätigen. Erleichtert bin ich ausserdem, dass ich den Kritikern zeigen konnte, dass ich auch bei einem Titelkampf zuschlagen kann», erzählte der Gewinner der diesjährigen Lauberhorn-Abfahrt. Seine Ausbeute bei Grossereignissen war bis zum gestrigen Triumph für einen Fahrer seines Kalibers bescheiden gewesen; die einzige Medaille gewann er als Zweitklassierter im WM-Super-G 2011 in Garmisch-Partenkirchen. Zu wenig offenbar für die Stänkerer und Besserwisser. «Ich bin ja nur schon froh, überhaupt wieder solche Rennen fahren zu können nach meiner Krankengeschichte», schob der hochanständige Reichelt nach.

Das «Kreuz mit dem Kreuz»

Ja, die Krankheitsgeschichte. Die glimpflich ausgegangene Story ist eigentlich fast zu kitschig, um wahr zu sein. Sie hätte aber auch schwerwiegendere Folgen haben und das Ende von Reichelts Laufbahn als Skirennfahrer bedeuten können. Das Leiden hatte im Sommer vor einem Jahr seinen Anfang genommen, droben auf dem Stilfserjoch während eines Trainingslagers, als Reichelt beim freien Skifahren einen Schlag im Rücken verspürte. Die Beschwerden blieben und zwangen ihn schliesslich, die Saisonvorbereitung in Südamerika vorzeitig abzubrechen.

Reichelt glaubte, das «Kreuz mit dem Kreuz» konservativ behandeln zu können - ein Trugschluss, wie sich weisen sollte wie der Glaube, mit einer im November verabreichten Kortison-Injektion den Problemen Herr zu werden. In Kitzbühel schliesslich wurden die Schmerzen unerträglich. Der Leidgeprüfte überlegte sich, in der Abfahrt anzutreten. «Noch zwei Startnummern vor mir war ich mir nicht sicher, ob das Ganze Sinn machen würde.» Es machte Sinn. Reichelt gewann den Klassiker auf der Streif. Doch die Emotionen schlugen schnell um. Der Salzburger zeigte am rechten Fuss und Unterschenkel Sensibilitäts-Störungen und Lähmungserscheinungen. Die Ärzte rieten deshalb zur sofortigen Bandscheiben-Operation, um bleibende Schäden zu verhindern.

Der Eingriff bedeutete das Aus für die Olympischen Spiele in Sotschi, erlaubte es Reichelt aber, schon im April auf die Ski zurückzukehren. Im Mai zog er wieder die ersten Schwünge zwischen den Toren. Seit dem Eingriff fühlt sich der Salzburger wieder wohl. Seiner Arbeit geht er bewusster nach. «Aus der letzten Saison habe ich viel gelernt. Ich höre nun besser auf meinen Körper. Das zwischenzeitlich fehlende Gefühl an der Fusssohle war natürlich eine immense Gefahr für meine Karriere. Auf flachen Abschnitten hätte ich kaum noch gefühlvoll fahren können.» Das Gefühl ist mittlerweile zurück. Und mit ihm der Erfolg.

(nir/Si)

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