Ski alpin: Findet die Lauberhorn-Misere ein Ende?

publiziert: Mittwoch, 15. Jan 2003 / 18:29 Uhr

(Si) Seit 1994, als William Besse als letzter Schweizer in Wengen gewann, herrscht am Lauberhorn Misere. Der 2. Trainingsplatz von Franco Cavegn hinter Kjetil André Aamodt könnte ein Signal zur Wende sein.

Abfahrtstrainer der Oesterreicher Robert Trenkwalder und Cheftrainer der Schweizer Karl Frehsner (r).
Abfahrtstrainer der Oesterreicher Robert Trenkwalder und Cheftrainer der Schweizer Karl Frehsner (r).
Das 1. Training zur Doppelabfahrt vom Freitag und Samstag warf mehr Fragen auf, als es sie beantwortete: Ist Aamodt, der Cavegn 1,31 und allen andern über anderthalb Sekunden abnahm, wirklich so stark? Sind die Österreicher, von denen ausser Eberharter (6.), Maier (17.) und Knauss (27.) alle ein Tor ausliessen, durch die Rückkehr des Herminators irritiert? Auf jeden Fall ist Vorjahressieger Stephan Eberharter noch einsilbiger geworden. Oder hat das Umstecken der Torkombinationen beim Brüggli oder im Ziel-S die Cracks aus dem Konzept gebracht.

Für diese Neuerung fanden die wenigsten Verständnis, auch Didier Cuche nicht. Der Romand leidet an Schmerzen im linken Knie, das er sich beim Einfädler in Adelboden verdrehte: "Ich kann das Bein noch nicht ganz durchstrecken. Nach dem Einfahren wollte ich zuerst sogar auf das Training verzichten". Das erklärt auch seinen mässigen 39. Trainingsplatz. Gemäss ärztlicher Diagnose soll es sich aber bei der Verletzung um nichts Ernsthaftes handeln.

Lösen Heinzer und Frehsner den Bann?

Was seit dem Triumph von Besse vor neun Jahren passierte, war ein sportliches Trauerspiel. In acht Rennen gab es insgesamt gerade mal sechs Top-10-Plätze; viermal, zuletzt im vergangenen Winter, klassierte sich nicht ein einziger unter den ersten zehn -- und das im Heimrennen. Die Kommentare in den Medien wurden immer schärfer, das Klima immer rauher, und die Abfahrtstrainer wechselten immer schneller: François Sedan, Louis Monney, Fritz Züger und jetzt Karl Frehsner und Franz Heinzer in der Personalunion. Gelingt es ihnen, den Bann zulösen?

Die besten Ergebnisse in den letzten acht Jahren erzielten Franco Cavegn 1997 mit einem 6. sowie Bruno Kernen 1998 mit einem 7. und Didier Cuche 2000 mit einem 8. Platz. Sonst schaffte aus der aktuellen Mannschaft noch keiner ein Top-Ten-Resultat. Tiefpunkte bildeten die Rennen 1995 (Weltmeister Urs Lehmann als Bester 17.), 1998/2 (Cavegn 12.), 1999 (Markus Hermann 13.) und 2002 (Cavegn wiederum 12.) -- eine erbärmliche Bilanz.

Heinzer: "Team ist kompakter geworden"

Co-Trainer Franz Heinzer hofft, dass der in Bormio registrierte Aufwärtstrend (5.,6. und 7. Rang für Cuche, Kernen und Hoffmann) anhält: "Versprechen kann ich nichts, aber ich stelle fest, dass unter Team kompakter geworden ist." Auch Kernen will sich mit Prognosen nicht auf die Äste hinauslassen, betont aber: "Wir haben in Bormio Charakter bewiesen und all jenen, die den Glauben an uns verloren haben, gezeigt: Wir sind noch da." Die gegenseitige Rivalität beginne wieder zu spielen.

Obwohl er nach eigener Einschätzung im ersten Training "katastrophal gefahren" und beim Brüggli (wie auch schon) beinahe gestürzt wäre, war er noch Zehnter: "Das hat mich ziemlich überrascht." Im Hinblick auf die WM in St. Moritz machte er ein Experiment mit der Schuhhöhe, das nach seinem Urteil missglückt ist. Nirgends ist die Materialabstimmung wichtiger als auf der 4455 m langen Lauberhorn-Abfahrt, vor allem nach einem Skiwechsel.

Cavegns stetige Fortschritte

Für den ersten Podestplatz in diesem Winter empfahl sich Franco Cavegn, der sich von Rennen zu Rennen sukzessive steigert. Der 2. Platz ist sein bisher bestes Trainingsergebnis. Und sogar das Kurven-Labyrinth beim Brüggli stellt für den neuen Cavegn Ausgabe 2003 kein Problem mehr dar. "Das ist Vergangenheit", scherzt der Bündner, "diese Ausrede kann ich nicht mehr bringen." Und den Beweis liefert er gleich: Er war dort Sechstschnellster. Er war auch einer der wenigen, der sich über die neue Kurssetzung nicht aufregte: "Man muss diese Passagen genau gleich fahren wie früher."

Die grösste Resonanz löste auch in Wengen Hermann Maier aus, der erstmals seit 22 Monaten wieder auf Abfahrtsski stand. Der 17. Platz und der Rückstand von nur 2,81 Sekunden gaben ihm Zuversicht: "In der Abfahrt ist es fast einfacher als im Riesenslalom, wo die Belastungen kürzer und extremer sind. Es hat mir zwar schon in der ersten Kurve den Ski weggeschlagen, weshalb ich mich nachher vorsichtig runtertastete. Mir fehlt noch das Gefühl fürs Risiko." Ab Mitte Parcours habe er keine Kraft mehr in den Oberschenkeln gehabt: "Aber als Bode Miller mir versicherte, ihm sei das genau gleich gegangen, war ich wieder beruhigt..." Den Entscheid, ob er am Rennen teilnimmt, fällt Maier nach dem zweiten Training. Aber schon jetzt steht fest: "Ich habe wieder Spass am Skifahren gewonnen."

(Richard Hegglin, Wengen /sda)

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