Ski alpin/WM03: Vom Slalomfahrer zum Abfahrts-Weltmeister

publiziert: Sonntag, 9. Feb 2003 / 11:32 Uhr

(Si) Als Slalomfahrer war er einst in den Weltcup eingestiegen, nun trat Michael Walchhofer als Abfahrts-Weltmeister die Nachfolge seines Teamkollegen Hannes Trinkl an.

Michael Walchhofer: Ein stiller Geniesser.
Michael Walchhofer: Ein stiller Geniesser.
Mit dem Weltmeisterschaftstitel tritt Michael Walchhofer endlich einmal aus dem Schatten von Stephan Eberharter und Hermann Maier hervor. Er reiht sich somit in die Gilde jener Titelträger ein, die vor ihrem Triumph noch keine Weltcup-Abfahrt gewonnen hatten. Im Gegensatz zu den Weltmeistern Bernhard Russi (1970), David Zwilling (1974), Hansjörg Tauscher (1989) und Urs Lehmann (1993) und den Olympiasiegern Leonhard Stock (1980), Patrick Ortlieb (1992) Tommy Moe (1994) und Jean-Luc Crétier (1998) kommt sein Sieg allerdings keiner allzu grossen Überraschung gleich. Wer mit vier zweiten Plätzen in neun Abfahrten an eine WM reist und in der Disziplinenwertung an dritter Stelle liegt, der hat auch das Zeug, einen grossen Titel zu holen.

Davon war auch Walchhofer selber überzeugt. "Ich habe mich als Favorit gesehen", gab der 27-jährige aus Altenmarkt/Zauchensee zu. Er habe schon am Morgen bei der Besichtigung das Gefühl gehabt, dass "etwas drinliegen könnte". Selbst aus den verkorksten Trainings (30. mit vier Sekunden Rückstand im ersten, Torfehler im zweiten) und der misslungenen Kombinationsabfahrt (zwei Sekunden Rückstand) nahm Walchhofer Positives mit. "Vor meinem Torfehler im Abschlusstraining war ich Zweitschnellster gewesen. Das hat mich zusätzlich motiviert."

Optimale Vorbereitung

Walchhofer sprach denn auch von einer optimalen Vorbereitung. Zum einen hatte er wie Titelverteidiger Hannes Trinkl und Seriensieger Stephan Eberharter seinen Startplatz auf sicher, zum andern hatte sich das Favoritenkarussell ohne ihn gedreht. Die teaminternen Unruhen rund um die "Selektion am grünen Tisch" von Hermann Maier und Fritz Strobl hätten ihn wohl berührt, aus der Ruhe bringen konnte dies den neuen Weltmeister indes nicht. Dies scheint ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, denn Walchhofer zählt zu den stillen, introvertierten Zeitgenossen im Weltcup; zurückhaltend, ja fast scheu gab er sich auch nach seinem bislang grössten Erfolg. Es schien ihm beinahe peinlich, in den Mittelpunkt des Interesses gerückt zu sein.

Die Bodenständigkeit kommt nicht von ungefähr. Walchhofer wuchs als jüngstes von sechs Kindern in einem Bauern- und Hotelbetrieb auf. Die Landwirtschaft hatte es ihm besonders angetan. "Als Bua wollte ich Bauer werden. Das mit den Rindviechern hätte mir schon getaugt", erzählte der Salzburger. Mittlerweile hat er einen der elterlichen Betriebe, das Hotel Zauchensee Zentral, übernommen. Als Hotelier will sich Walchhofer aber nicht bezeichnen. "Die Leitung hat meine Frau Barbara inne. Ich bin nur der Hausmeister", sagt der Vater einer zehn Monate alten Tochter.

1,92 m grosser "Bonsai"

Sein Weltcup-Debüt hatte Walchhofer vor fünf Jahren im Slalom in Kranjska Gora gegeben - mit einem 9. Rang. Seine erste Abfahrt auf höchster Stufe bestritt er im Januar 2000; in Kitzbühel belegte er, der in der Saison 98/99 im Europacup Gesamt- und Slalomwertung für sich entschieden hatte, ebenfalls Platz 9. Eine Startgelegenheit erhielt er damals nur, weil er als Kombinierer angetreten war. "Ansonsten hätte ich es sehr schwer gehabt, einen Platz in unserem starken Abfahrtsteam zu bekommen." Probleme bei der Umstellung auf die kürzeren Slalom-Ski bewogen Walchhofer dann aber doch, auf die Abfahrt zu wechseln - und dennoch im Slalom-Team von Trainer Gert Ehn zu bleiben. "Ich bin wohl der erste Abfahrts-Weltmeister, der aus einem Slalom-Team kommt", schmunzelte der 1,92 m grosse Athlet, der von den Mannschaftskollegen "Bonsai" gerufen wird.

Seit fünf Jahren trainiert Walchhofer im Olympia-Stützpunkt Obertauern - zusammen mit Hermann Maier und Trainer Andy Evers. Von Maier habe er sicherlich profitiert, sagt Walchhofer. "Ich habe gesehen, wie wichtig ein gutes Konditionstraining ist." Vorbilder hat er aber andere. "Als kleiner Junge hat mir der Marc Girardelli schon sehr getaugt." Später hatte es ihm Luc Alphand angetan. "Seine Geduld bis zu seinem ersten Sieg hat mich beeindruckt", sagt Walchhofer. Er selber musste sich nicht so lange gedulden wie der Franzose. Nach nur 18 Weltcup-Abfahrten durfte er sich am Samstag WM-Gold umhängen lassen.

(David Bernold, St. Moritz /sda)

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