Schweizer Abfahrer in Wind-Lotterie zurück

Als zweitbester Schweizer folgte überraschend Vitus Lüönd. Der Schwyzer, der dank seiner erfolgreichen letztjährigen Europacup-Saison für diesen Winter einen Fixplatz in der schnellsten Disziplin besitzt, büsste als 19. knapp anderthalb Sekunden auf Théaux ein. Der Franzose hatte schon am Donnerstag mit der zweitbesten Zeit überzeugt und gehört für die heutige Abfahrt (Start 19.30 Uhr MEZ) zum engeren Favoritenkreis.

Wie am Tag zuvor, als nach den heftigen Schneefällen auf sehr weicher Piste gefahren worden war, war allerdings auch die Aussagekraft der abschliessenden Trainingsfahrt wegen der wechselnden Windverhältnisse beschränkt. "Am Start oben waren die Böen zu spüren. Das Training hatte etwas von einer Wind-Lotterie", so das Urteil von Silvan Zurbriggen. Der Walliser, vor Jahresfrist beim Speed-Auftakt in Lake Louise als Vierter in der Abfahrt der bestklassierte Schweizer, sprach trotz dem 42. Platz (2,44 Sekunden zurück) von einem "guten Training. Ich konnte bei der Linie einige Sachen verbessern im Vergleich zum ersten Training."

Janka: "Rücken noch nicht top"

"Mit diesem Wind, der sehr unterschiedlich war, ist es schwierig, die Zeiten zu vergleichen", sagte auch Carlo Janka. "Es lief nicht schlecht. Ein paar Sachen waren sicher nicht optimal, aber an einigen Orten habe ich die Linie besser getroffen als am Donnerstag." Der Bündner betitelte allerdings beide Trainings als "wenig aufschlussreich. Mal schauen, was im Rennen möglich ist." Auf seine Rückenprobleme angesprochen gab Janka wie schon nach dem ersten Training Entwarnung: "Klar ist der Rücken noch nicht top und einige Bewegungen gehen noch nicht optimal. Aber im Rennen wird mich das nicht behindern."

Didier Cuche hat auf der eher einfachen Piste in der kanadischen Provinz Alberta bereits elf Abfahrten bestritten. Nur ein einziges Mal, bei seinem Sieg vor zwei Jahren, reichte es dem Neuenburger in die Top 3. "Lake Louise ist immer speziell. Das haben wir im Abschlusstraining mit dem wechselnden Wind wieder gesehen. Ich muss im Rennen kompakt und technisch sauber fahren und hoffentlich habe ich auch bei den Bedingungen mehr Glück als im Training", sagte Cuche.

Wie seine Top-Fahrer zeigte sich auch Cheftrainer Osi Inglin 24 Stunden vor der ersten Abfahrt des Weltcup-Winters 2011/12 nicht beunruhigt ob der Trainingsresultate: "Ich werde deswegen trotzdem nicht schlecht schlafen. Wir werden im Wettkampf noch einen Zacken zulegen können."

Albrecht oder Grünenfelder?

Unmittelbar nach dem Abschlusstraining noch unklar war, wer bei den Schweizern den zehnten und letzten Startplatz für die Abfahrt erhält. Wegen den schnell ändernden Bedingungen wurde zwischen Daniel Albrecht und Tobias Grünenfelder keine Qualifikation gefahren. "Zunächst konsultieren wir das Video, danach wird es einen Trainerentscheid geben", so Cheftrainer Inglin. Grünenfelder, der im Vorjahr in Lake Louise sensationellerweise den Super-G gewonnen hatte, war in beiden Trainings schneller als Albrecht.

Resultate:
Lake Louise (Ka). Abschlusstraining zur Weltcup-Abfahrt vom Samstag (Stand nach 70 Fahrern): 1. Adrien Théaux (Fr) 1:50,25. 2. Erik Guay (Ka) 0,07 zurück. 3. Hans Olsson (Sd) 0,42. 4. Joachim Puchner (Ö) 0,62. 5. Romed Baumann (Ö) 0,67. 6. Max Franz (Ö) 0,72. 7. Aksel Svindal (No) 0,76. 8. Travis Ganong (USA) 0,81. 9. Hannes Reichelt (Ö) 0,86. 10. Beat Feuz (Sz) 0,93.

Ferner: 19. Vitus Lüönd (Sz) 1,44. 22. Ambrosi Hoffmann (Sz) 1,56. 24. Carlo Janka (Sz) 1,61. 25. Patrick Küng (Sz) 1,72. 30. Marc Gisin (Sz) 1,85. 32. Didier Cuche (Sz) 2,08. 42. Silvan Zurbriggen (Sz) 2,44. 44. Tobias Grünenfelder (Sz) 2,55. 57. Didier Défago (Sz) 3,11. 64. Daniel Albrecht (Sz) 3,46.

 

(fest/Si)