Ski-WM Kopf des Tages: Didier Cuche

publiziert: Mittwoch, 4. Feb 2009 / 18:42 Uhr

Im Alter von 34 1/2 Jahren errang Didier Cuche nicht nur seinen ersten grossen Titel. Er schrieb damit auch ein Stück Skigeschichte. Kein Weltmeister vor ihm war bei seinem Titelgewinn so alt.

Didier Cuche - der Stéphane Lambiel des Skisports.
Didier Cuche - der Stéphane Lambiel des Skisports.
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Cuche löst damit Stephan Eberharter ab, der 2003 in St. Moritz im Alter von 33 Jahren und 11 Monaten Weltmeister geworden war - ebenfalls im Super-G.

«Mir geht es wie mit einem guten Wein, der wird im Alter auch immer besser. Die Erfahrung, die man im Verlaufe der Jahre sammmelt, ist vor allem in den Speed-Disziplinen enorm wichtig», meinte Cuche zum ´Weltrekord´.

Anderseits könne zuweilen das Sommertraining in diesem Alter recht beschwerlich werden. In Las Lenas hätte er wegen Rückenbeschwerden zeitweise ´auf piano´ schalten müssen: «Dem Körper sind beim Älterwerden natürliche Grenzen gesetzt. Er macht nicht mehr alles mit wie mit zwanzig.»

Kombination von Kopf- und Beinarbeit

Dafür meisterte Cuche die Herausforderung auf der ultra-schweren «Face de Bellevarde», die zahlreichen Cracks ihre Limiten gnadenlos aufzeigte, wie kein anderer mit einer perfekten Kombination von Kopf- und Beinarbeit. «Die Piste und der Fahrer müssen miteinander verschmelzen», versuchte der Routinier seine Philosophie zu erklären.

Obwohl auch er im Dezember von diesem Eiskanal abgeworfen worden war, tastete er sich behutsam an ihn heran und bekam ihn als einziger weitgehend in Griff. «Man könnte auch mit Schlittschuhen darauf fahren», frotzelte er vor dem Rennen spasseshalber: «Man braucht einfach scharfe Kanten und muss auf der Linie bleiben.» Präzis wie Stéphane Lambiel zog er seine Linien ins Eis, mit einem kleinen Unterschied: Pirouetten drehten die andern.

Optimale Materialabstimmung

Cuche schnallte gleichwohl die Ski und nicht die Schlittschuhe an, aber für die Abstimmung wendete er ungewöhnlich viel Zeit auf. «Kein Skirennfahrer arbeitet so professionell wie Didier», lobte ihn sein Head-Rennchef Rainer Salzgeber, selbst ein ehemaliger Skirennfahrer. Als Cuche selber auf seine Tüfteleien und Veränderungen angesprochen wurde, wollte er nichts verraten. «Es stehen noch einige Rennen bevor, und die Konkurrenz hört mit», wich Cuche aus.

Er hat noch einiges vor: «Wenns schon so gut angefangen hat, möchte ich so weiterfahren.» Die Abfahrt werde wohl noch beschwerlicher: «Sie dauert sicher fast zwei Minuten zehn, beinahe so lange wie die Lauberhorn-Abfahrt.» Und er nennt gleich seinen persönlichen Favoriten -- Christof Innerhofer: «Der wird in der Abfahrt noch schneller sein als im Super-G.» In diesem verpasste Innerhofer als Vierter das Podest nur um vier Hundertstel.

Filigranarbeit statt Brechstange

Etwas mehr als Cuche verriet Rennchef Salzgeber übers Material: «Cuche verwendete den gleichen Ski wie im Weltcup. Dagegen hat er für dieses Rennen seinen Schuh umgebaut. Während er sonst bei der Schuhhöhe eine gewisse Spatzung hat, schöpfte er die erlaubten 43 Millimeter praktisch komplett aus.» Das erklärte auch eine gewisse Eile von Cuche bei der Besichtigung, der sich ursprünglich vorgenommen hatte, jede Minute auszunützen und sich jedes Detail einzuprägen. «Ich war eine Viertelstunde früher fertig, weil ich noch meine Schuhe kontrollieren lassen wollte.» Er wollte nicht das gleiche riskieren wie sein Kollege Didier Défago, der in Val d´Isère wegen zu hoher Bindungsplatte einst disqualifiziert worden war.

Cuche trat mit einer Gelassenheit zum Rennen an, die selbst seinen Trainer Patrice Morisod erstaunte: «Er war total locker und hat bei der Besichtigung noch Spässe gemacht. So habe ich ihn noch nie erlebt.» Diese neue Eigenschaft ist auch Salzgeber aufgefallen: «Sein ursprüngliches Ziel war ja der Gesamtweltcup. Doch den Sieg in dieser Wertung kann man nach meiner Meinung nicht planen, der passiert einfach.» Als die Saison nicht nach Cuches Vorstellung verlief, hätte er geschickt umgepolt und den Schwerpunkt auf die WM gesetzt. Früher hätte Cuche sein neues Ziel wohl mit der Brechstange anvisiert, diesmal machte er es mit Filigranarbeit.

(von Richard Hegglin, Val d´Isère/Si)

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