Die Ski-Zwillinge greifen nach den Sternen

publiziert: Samstag, 17. Feb 2007 / 00:01 Uhr

Der Slalom, sonst aus Schweizer Optik eher eine Randerscheinung, wird zu einem Highlight der WM in Are. Eine sechste WM-Medaille ist keine Utopie, und selbst in den Teamwettkampf vom Sonntag steigt die Schweiz mit reellen Chancen.

Trainer Sepp Brunner zwischen Marc Berthod und Daniel Albrecht.
Trainer Sepp Brunner zwischen Marc Berthod und Daniel Albrecht.
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Die Ski-Zwillinge Daniel Albrecht und Marc Berthod erzeugen einen euphorisierenden Effekt, der sich auch auf ihre Teamkollegen Silvan Zurbriggen und Marc Gini überträgt.

Dank ihrer Vielseitigkeit geben sie im «Nationencup» den Teamverantwortlichen die Möglichkeit, bei den Frauen vier Fahrerinnen einzusetzen, so dass auch in diesem jüngsten WM-Bewerb ein Podestplatz anvisiert werden kann.

Fünf Auszeichnungen haben die Schweizer Männer in Are bisher errungen. Damit sind sie nur noch eine Medaille unter den Rekordmarken aus den Jahren 1987 (Crans-Montana) und 1989 (Vail). Wie sich die Zeiten seit Bormio 2005 geändert haben. Damals kannten die Teamchefs nicht einmal das Reglement und setzten unter eine missglückte WM einen unwürdigen, aber symbolischen Schlusspunkt.

1950 letztmals ein Slalom-Weltmeister

Stets stand der Slalom im Schatten der Abfahrt. In keiner Disziplin waren die Schweizer erfolgloser. Der letzte Weltmeister stammt aus dem Jahr 1950 und hiess Georges Schneider, wie Cuche stammte er aus dem Neuenburger Jura.

Seither gab es gerade mal zwei WM-Medaillen, 1996 in der Sierra Nevada durch Michael von Grünigen (3.) und 2003 durch Silvan Zurbriggen (2.). Aus Spanien war die ganze Verbandsleitung schon vorher abgereist, so unerwartet kam jene Medaille. Ebenso überraschend gewann Zurbriggen in St. Moritz Silber.

Diesmal gibts niemand, der die Schweizer unterschätzt. Marc Berthod siegte in Adelboden und war Vierter in Kitzbühel und Schladming, Albrecht Vierter in Beaver Creek, Zurbriggen Vierter in Kitzbühel und Gini dreimal Zehnter -- allen ist ein Exploit zuzutrauen.

Ein Slalom für Hasardeure

Das hat den Vorteil, dass jeder voll riskieren darf. Wenn einer durchkommt, wird er weit vorne sein. Der Hang ist relativ einfach und lädt zum Attackieren ein. «Da gibt es viele, die ihr Leben riskieren», überzeichnet Daniel Albrecht die bedingungslose Angriffslust vieler seiner Konkurrenten: «Viele werden an oder übers Limit gehen, vor allem Schweden und Amerikaner, aber auch Schweizer». Schweizer, welche? «Marc Gini ist so einer», sagt Albrecht.

Er selber sei vom Temperament her eher ein Typ wie Benni Raich (Titelverteidiger): «Über eine weitere Medaille habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ein Platz unter den Top 10 wäre gut, einer unter den Top 5 sehr gut.»

Der angesprochene Gini hat auf der Lenzerheide trainiert und sich in Are gemeinsam mit Mario Matt mit dem speziellen Schnee vertraut gemacht. Gini gilt, wie Berthod im Riesenslalom, als Mann des «schnellsten Slalom-Schwungs». Er spüre keinen Druck, sagt der 22-jährige Bündner: «Ich kann an der WM nichts verlieren und nur gewinnen.»

Brunner: «Sind noch nicht Weltspitze»

Auf die ersten Tore käme es an, findet Marc Berthod: «Wenn ich sofort das Gefühl bekomme, wird es meist ein guter Lauf.» Im 2. Riesenslalomlauf glückte ihm das nicht, «aber der Rest war gut, diese Elemente versuche ich auf den Slalom zu übertragen.»

Silvan Zurbriggen, vor vier Jahren in St. Moritz noch der Hero, konnte sich unbehelligt im Rücken der Ski-Zwillinge auf das Rennen vorbereiten: «Früher war ich der Leader und hatte den gesamten Druck. Jetzt lastet er auf anderen. Das ermöglichte mir beispielsweise, in aller Ruhe den missglückten Slalom von Adelboden zu verarbeiten.»

Sepp Brunner stapelt wie gewohnt tief: «Wir sind noch nicht Weltspitze». Wie bitte? Daniel Albrecht ist Weltmeister, aber noch nicht Weltspitze? «Weltspitze ist man, wenn man den Disziplinen-Weltcup gewinnt, so weit sind wir noch nicht.» Na, ja: eine «kleine» WM-Medaille würde ja auch schon genügen...

Nationencup -- gegen Österreich und Schweden?

Im Teamwettkampf starten neben Daniel Albrecht und Marc Berthod (mit Silvan Zurbriggen als allfälliger Alternative), die in beiden Team-Disziplinen Slalom und Super-G stark sind, bei den Frauen Sandra Gini, Rabea Grand (Slalom) sowie Fabienne Suter und Nadia Styger (Super-G).

Didier Cuche, der ebenfalls gerne mitgemacht hätte, wurde zu Gunsten von Styger «geopfert», damit Rabea Grand nicht den Super-G bestreiten muss, in dem sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine «Packung» kassiert hätte.

In je zwei Rennen pro Disziplinen und Geschlecht treten die Fahrer und Fahrerinnen gegenüber an. Sieger wird das Team mit den wenigsten Rangpunkten. Bei der Premiere in Bormio 2005 wurde überraschend Deutschland Weltmeister vor Österreich und Frankreich (Schweiz 6.), im Weltcupfinale 2006 siegte Österreich vor den USA und Schweden (Schweiz 5.). Österreich, Schweden und die USA werden die Hauptgegner der Schweiz sein.

Startliste für den Slalom der Männer (Startzeiten 10.00 und 13.00 Uhr):
1 Benjamin Raich (Ö). 2 Jens Byggmark (Sd). 3 Mario Matt (Ö). 4 Kalle Palander (Fi). 5 Giorgio Rocca (It). 6 Markus Larsson (Sd). 7 Ted Ligety (USA). 8 Thomas Grandi (Ka). 9 Michael Janyk (Ka). 10 Felix Neureuther (De).

11 Andre Myhrer (Sd). 12 Reinfried Herbst (Ö). 13 Marc Berthod (Sz). 14 Akira Sasaki (Jap). 15 Manfred Mölgg (It). 16 Rainer Schönfelder (Ö). 17 Aksel Lund Svindal (No). 18 Silvan Zurbriggen (Sz). 19 Daniel Albrecht (Sz). 20 Ivica Kostelic (Kro).

21 Manfred Pranger (Ö). 22 Jean-Baptiste Grange (Fr). 23 Martin Hansson (Sd). 24 Cristian Deville (It). 25 Alois Vogl (De). 26 Marc Gini (Sz). 27 Pierrick Bourgeat (Fr). 28 Julien Lizeroux (Fr). 29 Bernard Vajdic (Sln). 30 Jimmy Cochran (USA). 31 Bode Miller (USA). -- 74 Fahrer am Start.

Technische Daten: Piste Olympia, 219 m HD, Anzahl Tore noch offen, Kurssetzer Gustafsson/Ka und Ravetto/It.

(von Richard Hegglin, Are/Si)

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